Heilt die Zeit alle Wunden?

Liebe*r Leser*in, heilt die Zeit wirklich alle Wunden? Meine ganz persönliche Antwort darauf lautet: Jain. 🙃

Ich glaube, dass die Zeit eine wertvolle Begleiterin ist und tatsächlich manchmal bestimmte Gefühle und Umstände abklingen lässt. Leider jedoch nicht immer. Dann dürfen wir uns fragen:

Lassen wir die Zeit verstreichen und warten und hoffen darauf, dass „die Wunde“ mit den Tagen, Wochen, Monaten oder vielleicht sogar Jahren besser wird? Oder nutzen wir sie bewusst und aktiv?

Eine psychische Wunde kann, wie auch eine physische Wunde, zu alltäglichen Einschränkungen und anhaltendem Schmerz führen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn unsere Selbstheilungskräfte nicht ausreichen und die Wunde falsch versorgt wird oder unbehandelt bleibt. Genauso kann sie uns aber auch zu neuer Stärke verhelfen, wenn wir uns dieser Wunde annehmen.

Ich beschäftige mich aufgrund meiner eigenen Situation (und aus unbändigem Interesse) gerne mit dem Thema Trauer. Das klingt vielleicht erst einmal düster und traurig, ist in Wahrheit aber vor allem herzöffnend und bunt. Dabei hat ein Zitat der Psychotherapeutin Julia Samuel besonders bei mir geklickt:

„Trauer verläuft nicht in geordneten Phasen, und sie ist auch nichts, was wir vergessen und hinter uns lassen könnten. Es ist vielmehr ein individueller Prozess mit einer ganz eigenen Dynamik. Zur Trauerarbeit gehört es auch, mit unserer Angst und unserem Schmerz umzugehen und uns an unser verändertes Selbst und unsere neue Normalität zu gewöhnen.“

Mir hilft das Schreiben sehr dabei, meine Wunden liebevoll zu betrachten und zu heilen. Dir ja vielleicht auch, liebe*r Leser*in?

Mit dem Herzen geschrieben,